Fragen zur Form > Die Interpretation des Textes ist in drei Schritte eingeteilt. Wir gehen vom Einfachen zum Komplexeren. Zunächst stellen wir einige Fragen zu formalen Aspekten.

Bestimmen Sie das Reimschema.

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Zu La Fontaines Neuerungen in der Fabeltradition gehört vor allem die Verwendung von Vers und Reim. Die Fabel verfügt dabei aber über keine feste Strophenform, wie sie beispielsweise für ein Sonett oder ein Rondeau charakteristisch ist. Bei den Reimen handelt es sich um rimes mêlées, die keinem festen Muster entsprechen. Im konkreten Beispiel folgen auf einen Kreuzreim (rime croisée) eine Serie von Paarreimen (rimes plates).

Bestimmen Sie den Vers.

La Fontaine führt – wie er in der Préface der ersten Fabelsammlung von 1668 erklärt und rechtfertigt – den Vers in die französische Fabeltradition ein. Es handelt sich dabei aber – wie die folgende Übersicht exemplarisch zeigt – nicht um einen monometrischen Vers, vielmehr finden unterschiedliche Metren Verwendung. Die Freiheit des Verses lässt ihn – beispielsweise in der Kontrastierung von langen und kurzen Versen – zu einer besonders ausdrucksstarken Form werden.

Welche Bedeutung kommt den Alexandrinern in Vers 6 und 9 zu?

Der Alexandriner in Vers 6 und 9 kontrastiert mit den vorangegangenen Acht- und Zehnsilbern. Für seine Schmeichelrede bedient sich der Fuchs des feierlichen Versmaßes, das seinen Ursprung im mittelalterlichen Alexanderepos hat und charakteristisch für die klassische Tragödie ist.

Kommentieren Sie den Siebensilber in Vers 14.

Der Heptasyllabe findet nur in diesem einen Vers Verwendung. Kontrastiv zum Alexandriner in der Schmeichelrede markiert der Siebensilber den Beginn der Lektion, die der Fuchs dem Raben erteilt. Im Zusammenspiel mit dem Imperativ „Apprenez“ fordert er Aufmerksamkeit für die knappe, auf jede Ausschmückung verzichtende Offenlegung des Verhältnisses zwischen dem Schmeichler und dessen Opfer.

Benennen Sie die Sprecherinstanzen der Fabel.

Die Verse der Fabel werden in etwa zu gleichen Teilen vom Erzähler (neuneinhalb Verse) und vom Fuchs (achteinhalb Verse) gesprochen. Der Erzähler stellt zunächst die beiden Titelfiguren der Fabel vor (V. 1 -4). Seine Präsenz wird unterstrichen, wenn er die Lobrede des Fuchses nicht wortgetreu, sondern „à peu près“, d.h. verändert oder sogar verfälschend wiedergibt. Er tritt erneut hervor, um die Reaktionen des Raben auf die Schmeichelei (V. 10-12) und die Lektion des Fuchses (V. 17-18) darzustellen. Während der Rabe stumm ist, beweist der Fuchs seine Sprachmacht in der Schmeichelrede (V. 5-9) sowie als Sprecher der Lektion (V. 13-16).

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