Le corbeau et le renard

Maître Corbeau, sur un arbre perché,
Tenait en son bec un fromage.
Maître Renard, par l’odeur alléché,
Lui tint à peu près ce langage :
Et bonjour, Monsieur du Corbeau,
Que vous êtes joli ! que vous me semblez beau !
Sans mentir, si votre ramage
Se rapporte à votre plumage,
Vous êtes le Phénix des hôtes de ces bois.
À ces mots le Corbeau ne se sent pas de joie,
Et pour montrer sa belle voix,
Il ouvre un large bec, laisse tomber sa proie.
Le Renard s’en saisit, et dit : Mon bon Monsieur,
Apprenez que tout flatteur
Vit aux dépens de celui qui l’écoute.
Cette leçon vaut bien un fromage sans doute.
Le Corbeau honteux et confus
Jura, mais un peu tard, qu’on ne l’y prendrait plus.

Jean de La Fontaine, Fables (1668)

Der Rabe und der Fuchs

Meister Rabe, auf einem Baum hockend,
hielt im Schnabel einen Käse.
Meister Fuchs, vom Geruch angelockt,
hielt ihm in etwa diese Rede:
„Ei, guten Morgen, Herr von Rabe!
Wie seid Ihr hübsch! Wie schön erscheint Ihr mir! Ganz ehrlich! Wenn Euer Gesang Mit Eurem Gefieder in Einklang steht, seid Ihr der Phönix unter den Bewohnern dieses Waldes.“
Bei diesen Worten kann der Rabe sich
vor Freude nicht mehr halten.
Und um seine schöne Stimme vorzuführen, reißt er den Schnabel weit auf, lässt seine Beute fallen. Der Fuchs schnappt sie sich und spricht:
„Mein guter Herr, merkt Euch, dass jeder Schmeichler auf Kosten dessen lebt, der auf ihn hört. Diese Lehre ist ohne Zweifel einen Käse
der Rabe, wenngleich ein wenig spät, man werde ihn auf diese Weise nicht mehr hereinlegen.

In: Jean de La Fontaine, „Der Rabe und der Fuchs“, übersetzt von Jürgen Grimm

Zugehörige Themen/Begriffe

Impressum © 2016-2025 Prof. Dr. Karin Westerwelle & Dr. Pia Claudia Doering, Romanisches Seminar der WWU Münster Datenschutzhinweis