Der Autor

Charles Baudelaire (1821-1867) gehört zu den berühmten Dichtern und Kunstkritikern des 19. Jahrhunderts.

Leben

Sein kurzes Leben verbringt er hauptsächlich in Paris, in der Hauptstadt, deren Ansicht sich im Zweiten Kaiserreich (1851-1870) stark verändert: Zeitliche Beschleunigung prägt die Alltagswelt durch Eisenbahn und Omnibusverkehr, durch den Informationsfluss im Presse- und Zeitungswesen, die großstädtische Menge konfrontiert mit Orientierungslosigkeit, die neue Stadtarchitektur zeigt das monumentale Paris, das von den handwerklichen, teilweise verarmten Vorstädten, den ‚faubourgs‘, absticht. Reichtum und Armut stoßen in einem großen Spannungsverhältnis aufeinander. Baudelaire stellt sich, wenn er gemalt oder fotografiert wird, als städtischer Autor des öffentlichen Lebens dar. Die moderne Lebenswelt der Stadt lässt für eine romantische Naturerfahrung keinen Raum.

Wichtige Werke

1857 erscheint der Gedichtband Les Fleurs du mal / Die Blumen des Bösen und löst einen Skandal aus: In schönen Versen zeigt Baudelaire hässliche Ansichten von Auflösung und Zerfall, das Vergehen der Zeit bedrängt den Menschen. Die Erfahrung von Zeit bringt Baudelaire in grandiosen Bildern zum Ausdruck. 1861 fügt Baudelaire der zweiten Auflage den neuen Teil Tableaux parisiens / Pariser Bilder ein, dazu gehört À une passante / An eine Vorübergehende.

Baudelaires Gedichte beeinflussen bis in unsere Gegenwart die europäische Literatur. Er schreibt außerdem kurze Prosastücke, sog. Prosagedichte. Sie werden erst nach seinem Tod unter dem Titel Spleen de Paris veröffentlicht. ‚Spleen‘ bezeichnet die Seelenlage des Menschen: schwarze Betrübnis, also Melancholie, und zugleich seltsame, schrullig unbestimmte Allüren, also ein bizarres Verhalten. Paris selbst ist hier Trägerin dieser Stimmung.

Baudelaire verfasst auch Kunstbesprechungen. Er schreibt über Maler und Gemälde, die in Paris ausgestellt sind. Diese Besprechungen heißen Salons. Berühmt sind seine Ausführungen zu dem Zeichner Constantin Guys, weil sie eine Theorie der modernen Kunst entwerfen.

Étienne Carjat, sog. Baudelaire aux gravures / Baudelaire mit Drucken (um 1863)


Der Fotograf Étienne Carjat zeigt Baudelaire in einem Sessel sitzend, auf der Wand im Hintergrund hängen Stiche und Karikaturen. Die Haltung des Dichters mit der Hand, die den Knauf des Spazierstockes umfasst, der Gehrock und die große dunkle Fliege auf dem weißen Hemdkragen gehören zum städtischen Ambiente. Die Stiche im Hintergrund der Fotografie verweisen auf den Kunstliebhaber, als der Baudelaire hier erscheint. Verwandte Bilder vom Kunstliebhaber, umgeben von Kunstobjekten oder beim Durchblättern von Mappen und Kartons im öffentlichen Raum, hat Honoré Daumier gemalt. Mit dem Kunstliebhaber zeichnet sich der Aufstieg eines neuen Publikums und einer neuen Käuferschicht ab.

Zugehörige
Themen/Begriffe

Impressum © 2016-2024 Prof. Dr. Karin Westerwelle & Dr. Pia Claudia Doering, Romanisches Seminar der WWU Münster Datenschutzhinweis