Livre de la Cité des Dames

 
Ci dit ancore comment la dame devise a Christine de la cité qui lui estoit commise a faire et qu’elle estoit commise a lui aydier a bastir la muraille et la closture d’environ et puis lui dist son nom. ·iiij.
 
« Ainsi, belle fille, t’est donné la prerogative entre les femmes de faire et bastir la Cité des Dames, pour laquelle fonder et parfaire tu prendras et puiseras en nous ·iij· eaus vives comme en fontaines cleres, et te livrerons assez matiere plus forte et plus durable que nul marbre seellé a ciment ne pourroit estre. Si sera ta cité tres belle sanz pareille et de perpetuelle duree au monde.
 
« N’as-tu pas leu que le roy Tros fonda la grant cité de Troye par l’ayde d’Apollo, de Minerve et de Neptunus que les gens de lors reppitoient dieux, et aussi comment Cadmus fonda Thebes la cité par l’admonnestement des dieux ? et toutevoyes ycelles citez par espace de temps decheyrent et sont tournees si comme en ruyne. Mais je te prohetise comme vraye Sebile que ja ceste cité que tu, a nostre ayde, fonderas ne sera anichilee ne decherra, ainsi durera en prosperité a tousjours malgré tous ses envieux ennemis. Quoyqu’elle soit par mains assaulx combatue, elle ne sera point prise ne vaincue.
« Jadis fu commencié le royaume d’Amasonie par l’ordonnance et emprise de plusieurs dames de grant courage tesmoigné, et lonctemps apres par elles le maintindrent soubz la seigneurie de plusieurs roynes, moult nobles dames qui elles mesmes eslisoient qui bien et bel les gouvernerent et par grant vigueue maintindrent la seigneurir. Et neantmoins, tout fussent ycelles de grant force et puissance et que ou temps de leur dominacion grant partie de tout Orint conquirent et toutes les terres voisines espoventerent, et mesment les redoubterent ceulx du pays de Grece qui adonc estoit la fleur des contress du monde, mais nonpourtant, a chief de temps failli la puissance d’ycelleui royaume par tel manière que, si qu’il est de toutes mondaines seigneureries, il n’en est demouré ou temps d’ore fors seulement le nom. Mais trop plus fort edefice sera par toy basti en ceste cité que tu as a faire, pour laquelle commencier suis commise par la deliberacion d’entre nous ·iij· dames ensemble a te livrer mortier durable et sans corrupcion a faire les fors fondemens et les gros murs, tout a l’environ levez haulz, larges et a grosses tours et fors chastiaulx fossoyez, bastides, douves et brayes, tout ainsi qu’il appartient a cité de fort et durable deffense. Et par nostre devise tu les asseras en parfont pour plus durer, et puis les murs sus tant hault esleveras que ilz ne craindront tout le monde. Fille, si t’ay ores dit les causes de nostre venue et affin que plus adjoustes foy a mes dis, te vueil orendroit mon nom apprendre par le son duquel seulement pourras apprendre et scavoir que tu as en moy, se ensuivre veulx mes ordonnances, amminstraresse en ton œuvre faire tele que errer ne pourras. Je suis nommee dame Raison – or avises docques se tu es en bon conduit. Si ne t’en dis plus a ceste fois. »

La Chanson de Roland, texte présenté, traduit et commenté par Jean Dufournet, Paris 2004, Laisse 172, S. 242-243.

Das Buch von der Stadt der Frauen

HIER WIRD DES WEITEREN BERICHTET, WIE JENE VORNEHME FRAU CHRISTINE VON DER STADT ERZÄHLT, DIE DIESE ERRICHTEN SOLL. SIE TEILT IHR FERNER MIT, DASS SIE ENTSANDT WURDE, UM IHR BEI DER ERRICHTUNG DER STADTMAUERN UND DER UMFRIEDUNG BEHILFLICH ZU SEIN; ZU GUTER LETZT NENNT SIE IHREN NAMEN.

Dir, schöne Tochter, wird auf diese Weise vor allen anderen Frauen das Vorrecht zuteil, die Stadt der Frauen zu errichten, und wie aus klaren Brunnen wirst du aus uns drei Frauen frisches Wasser schöpfen, um den Grundstein zu dieser Stadt zu legen und sie zu vollenden. Wir werden dich reichlich mit Baustoff versehen, der fester und haltbarer ist als Marmor und Mörtel zusammen. Deshalb wird deine Stadt von einzigartiger Schönheit und immerwährendem Bestand auf dieser Welt sein.

Hast du denn nicht gelesen, wie der König Tros die große Stadt Troja mit Hilfe von Apollo, Minerva und Neptun, die man damals für Götter hielt, gründete und wie ferner Kadmos auf Geheiß der Götter den Grundstein für die Stadt Theben legte? Trotzdem sind diese Städte im Lauf der Zeit dem Verfall und der Zerstörung anheimgefallen. Ich aber, gleich einer Weissagerin, prophezeie dir, daß die Stadt, die du mit unserer Hilfe gründen wirst, weder Zerstörung noch Verfall erleben wird, vielmehr, all ihren mißgünstigen Feinden zum Trotz, über alle Zeiten hinweg blühen und gedeihen wird. Auch wenn sie manchem Angriff standhalten muß, wird sie doch niemals erobert oder besiegt werden.

In früheren Zeiten, so berichtet die Überlieferung, wurde das Reich der Amazonen auf Geheiß und Bestreben mehrerer großherziger Frauen gegründet, welche die Knechtschaft verachteten. Über einen langen Zeitraum hinweg und unter der Herrschaft verschiedener Königinnen, die edle Frauen waren und von ihnen selbst gewählt wurden, verteidigten sie es. Diese regierten sie mit Klugheit und hielten die Herrschaft mit großer Strenge aufrecht. Aber so mächtig und stark jene auch waren und obgleich sie in der Zeit ihrer Herrschaft einen Großteil des gesamten Orients eroberten und alle Nachbarländer in Schrecken versetzten (sie wurden sogar von den Bewohnern Griechenlands, das damals das erste unter allen Ländern der Welt war, gefürchtet), zerfiel doch am Ende die Macht dieses Königreichs. So kam es — und dies gilt für alle Formen weltlicher Herrschaft — daß heute nur noch der Name überlebt hat.

Aber du wirst mit dieser Stadt, die du zu bauen hast, ein weitaus beständigeres Werk schaffen. Nach unser dreier Ratschluß bin ich damit beauftragt, den Anfang zu machen und dich mit haltbarem, unverfälschten Mörtel zu versehen, damit ein solider Grund gelegt wird; dann um sie herum starke Mauern zu ziehen, hoch, breit, bestückt mit starken Türmen und wehrhaften Kastellen mit Gräben, richtigen Bollwerken, mit eben allem, was zu einer stark und dauerhaft befestigten Stadt gehört. Und auf unser Geheiß wirst du sie tief in den Boden einlassen, damit sie mehr Halt haben, und dann ziehst du die Mauern so hoch, daß sie niemanden zu fürchten brauchen. Tochter, nun habe ich dir die Gründe für unser Kommen enthüllt, und damit du meinen Worten mehr Glauben schenkst, will ich dir jetzt meinen Namen sagen. Sein bloßer Klang wird dir offenbaren, daß du in mir, wenn du meine Anweisungen befolgst, eine Verbündete für dein Werk gefunden hast, die Irrwege unmöglich macht. Ich bin die edle Frau Vernunft; nun überlege, ob du dich in guter Obhut befindest. Mehr sage ich dir vorläufig nicht dazu.«

In: Christine de Pizan, Das Buch von der Stadt der Frauen, aus dem Mittelfranzösischen übersetzt, mit einem Kommentar und einer Einleitung versehen von Margarete Zimmermann, Berlin  21987, S. 43-44.

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